Erfolgsgeschichte Nepal / Solidarität über Landesgrenzen hinaus

Die Tourismusindustrie hat ein sehr schwieriges Jahr hinter sich. Umso mehr schätzte die Hotelfachschule «ACE School» in Nepal die Fernberatung von SEC-Experte Alain Rohrbach. Seine Begleitung des Managementteams hat die Schule in der Krise erfolgreich gestützt.

Acht der zehn höchsten Berge der Welt liegen in Nepal. Als Geburtsort von Buddha ist Nepal für viele von grosser religiöser Bedeutung. Das Land verfügt mit 123 Sprachen über eine beindruckende kulturelle Diversität. Ein Mangel an Urlaubsreisenden muss der Himalayastaat in Südasien daher normalerweise nicht fürchten. Der Tourismus trug vor dem Ausbruch von Covid-19 mit rund 8% zur Wirtschaft Nepals bei. Doch durch die Pandemie fielen für die Hotels wichtige Einkommensquellen wie touristische Bergtouren und religiöse Feiern weg. Auch die «ACE School of Tourism and Hotel Management» musste durch die Lockdowns immer wieder schliessen. Sie musste vier Stellen abbauen und verlor 80% ihres Umsatzes. Dies liegt unter anderem daran, dass viele junge Menschen nicht bereit waren für eine Ausbildung zu bezahlen, für die es momentan kaum Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt gibt.

Die «ACE School» suchte für ihr Management beim SEC nach Coaching in der Pandemiekrise und wollte ihren Lehrplan und die Qualitätsstandards verbessern. Von Mitte Juli bis Oktober 2021 begleitete SEC-Experte Alain Rohrbach die Schule per Fernberatung. Als Experte für die Ausbildung im Hotelleriebereich hat Rohrbach schon 21 SEC-Einsätze abgeschlossen. Er beriet Hotels und Hotelfachschulen in Benin, Uganda, Senegal, Bhutan, Bangladesch, und immer wieder war er in Nepal. Er verfügt über ausgezeichnetes Fachwissen. Vor seiner Pensionierung war er über 14 Jahre Direktor der Westschweizer Filiale der «Hotel & Gastro formation Schweiz». Das Berufsbildungszentrum wird getragen vom Unternehmensverband HotellerieSuisse, dem Arbeitgeberverband GastroSuisse und der Berufsorganisation Hotel & Gastro Union. Rohrbach ist daher sehr gut vernetzt und ein profunder Kenner der beruflichen Grundbildung des Gastgewerbes in der Schweiz.

Die «ACE School of Tourism and Hotel Management»
Die 2008 gegründete «ACE School of Tourism and Hotel Management» bietet Ausbildungsprogramme im Bereich Küche, Service und Hotellerie an. Ihren Fokus legt sie auf Kochkurse. Die Schule ist zudem darum bemüht, ihren Auszubildenden eine Auslanderfahrung zu ermöglichen. Sie vermittelt Praktikumsplätze in China, Singapur, Thailand, Spanien und Mauritius. Ebenso wichtig ist der Schule, bei den jungen Menschen die Freude an einem Beruf zu wecken. So sagt der ausbildende Koch Narayan Thapaliya: «Seit 20 Jahren arbeite ich im Gastgewerbe. Ich weiss nicht, wie diese Jahre vergangen sind. Ich habe immer geliebt, was ich tue. Koch zu werden, sollte eine Leidenschaft sein. Sobald wir anfangen, das zu lieben, was wir tun, wird das Leben voller Entdeckungen und Freude sein.»

Schon 2017 und 2018 waren SEC-Experten vor Ort. Diese verbesserten mit dem Vermitteln von innovativen Lehrmethoden und Lernmaterial das Angebot der Schule. So überarbeiteten sie beispielsweise das Hygiene- und Sicherheitskonzept in der Küche, die Standardrezepte, das Beschwerdemanagement und die Kostenberechnung. Durch die gute Qualität des Unterrichts war den Absolventinnen und Absolventen vor der Pandemie eine Anstellung sicher.

Eine Brücke schlagen
Manoj Silwal von der «ACE School» bewertet die Zusammenarbeit mit SEC-Experte Rohrbach als exzellent. Silwal sagt: «Er hat unsere Situation verstanden und gab uns Ideen, um unsere Probleme zu lösen.» Die gesetzten Ziele konnten gemeinsam erreicht werden. Es gibt nun ein standardisiertes Verfahren, das die Leistungen der Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen beurteilt. Rohrbach überprüfte auch die Qualität der Koch- und Servicekurse und erstellte ein Training für die Lehrpersonen. Silwal zeigt sich überzeugt, dass das Krisenbewältigungsvermögen der Schule sich verbesserte. Für Erleichterung sorgte auch, dass Nepal Ende September die Einreise für geimpfte Personen ohne Quarantäne erlaubte. Dies ist ein Lichtblick für die Tourismusindustrie.

Neben der Umsetzung der vereinbarten Aufgaben ist die Stärkung des Managements ein grosser Erfolg: Es tat gut, offen über die vielen Sorgen sprechen zu können und zu merken, dass am anderen Ende des Bildschirms jemand mitdenkt und den Glauben an die Schule nicht verloren hat. Die Fernberatung hat Menschen miteinander verbunden, die durch die Pandemie isoliert wurden. Es ist eines der Kernelemente der Entwicklungszusammenarbeit, diese Brücke zu schlagen. Die SEC-Expertinnen und Experten schenken Solidarität über die eigenen Landesgrenzen hinweg.

Interview mit SEC-Experte Alain Rohrbach

Wie beurteilen Sie die Ergebnisse, die durch die Beratungen im Allgemeinen erzielt wurden?
Die Ergebnisse sind positiv, schon nur im Hinblick auf die menschliche Seite. Der Kontakt mit einem SEC-Experten ermöglicht es den Kunden, über ihre Probleme zu sprechen. Der Austausch zwischen dem SEC, den Lehrpersonen und auch mit den Studierenden ist von grossem Wert. Nepal ist seit vielen Monaten isoliert, es hat keine Urlaubsreisenden mehr im Land. Wir zeigen den Kunden, dass das SEC sie nicht vergessen hat. Auch unserem SEC-Koordinator vor Ort, Neeraj Singhal, wurde so ermöglicht, den Kontakt mit den Kunden zu halten. Die Kunden erwähnen immer wieder, wie sehr sie dies schätzen.

Was hat Sie in diesem digitalen Beratungseinsatz am meisten beeindruckt?
Vor allem das Engagement unserer Gesprächspartner: Ihr Wille, die Institutionen trotz der andauernden Krise weiterzuentwickeln. Für das SEC ist es nicht nur ein berufliches Engagement, sondern vor allem eine menschliche Beteiligung an einem Projekt, das uns am Herzen liegt und das uns mit einer ständigen Realität konfrontiert.

Was hat Sie überrascht resp. was hat nicht so funktioniert wie erwartet?
Wie immer bei Fernberatungen in Entwicklungsländern gibt es Probleme mit der Internetverbindung, Stromausfall oder schlechte Wartung der Kommunikationssysteme (WIFI, Internet, Handys usw.). Oder mehrere Personen unterhalten sich im Hintergrund oder verfolgen das Gespräch (also Kinder, Familien, Lärm, pfeifen, Diskussionen, rauschen und andere Störungen). Aber die Unterstützung des SEC-Koordinators im Land war für mich dabei eine grosse Hilfe.

Wo sind Sie mit dieser Art der Beratung an Grenzen gestossen?
Für uns SEC-Experten ist es frustrierend, nicht vor Ort zu sein, mit dem Kunden, mit den Männern oder Frauen, die für diese Einrichtungen verantwortlich sind, nicht in direkten Kontakt treten zu können. Die Grenze ist daher für mich vor allem menschlich. Uns fehlt der Kontakt, genaue Kenntnisse des Unternehmens, Informationen über die Studierenden im Kursprogramm und über den Kursort und die Umgebung. Es fehlen uns die wesentlichen Elemente unserer Aufgaben.

Aber es gibt auch eine zeitliche Begrenzung… Wenn man berechnet, dass wir im Durchschnitt in zwei Monaten 25-35 Stunden mit unseren Gesprächspartnern verbringen, versteht man, dass die Fernberatung nicht einfach ist. Dies ist nicht viel Zeit, um die grosse Anzahl von Themen zu bearbeiten. Aber der Wille zum Erfolg auf beiden Seiten ist wirklich toll, und meistens setzen wir unseren Austausch und unsere Unterstützung auch nach Ablauf des SEC-Vertrags mit grossem Vergnügen fort.

Hatten Sie nach Beendigung des Auftrags weiterhin Kontakt mit dem Klienten? Mit welcher Art von Unterstützung?
Ja, natürlich. Wenn ich mir meine Liste meiner über 14 Einsätze in Nepal anschaue, wird mir klar, dass alle „Kunden“ zu Freunden geworden sind. Ich bleibe mit ihnen im Kontakt und pflege vor allem auch einen professionellen Austausch. Beispielsweise versende ich nützliche Dokumentationen oder Formulare.

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf den Kunden?
Es war ein schrecklicher Schock, nicht nur für die Schulen, Colleges und Hotelschulen, sondern vor allem und besonders für die Lernenden und Lehrpersonen. Die Schulen wurden geschlossen, was dazu führte, dass kein Geld mehr einging, einige Lehrpersonen kein Gehalt mehr erhielten und der Unterricht eingestellt wurde.